Eine Handvoll Menschen sind schon da. Sie haben Freunde eingeladen: „Schaut, hier ist der Kühlschrank, bedient euch selbst. Hier hängt die Spendenbox. Tut was rein, bevor ihr geht.“ – „Wieviel denn?“ – „Kommt drauf an, wie viel ihr geben könnt und wollt.“ Sie bleiben gleich bis acht, spielen Musik vom Handy und gehen erst, als der Laden für diese Woche schließt. Und nehmen noch den Flyer für die Handwerks-Workshops mit.
Die beymeister sind ein Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein. Seit 2016 arbeiten sie als Fresh Expression of Church. Das ist eine Kirche, die zu den Anwohnern geht, den Eltern auf dem Spielplatz oder den Pendlern am Bahnhof. Was wünschen sich die Leute für ihr Veedel? Woran hätten sie Spaß? Was wäre ein guter Treffpunkt? Die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden haben beim Projektaufbau einfach gefragt. Ihr Angebot geht nun maßgeschneidert zu den Menschen hin.
Im Laden gibt es verschiedene fixe Angebote. Die beymeister treffen sich am Dienstag ab 10.30 Uhr. Dann sitzen sie auf ihrem grünen Sofa, trinken Kaffee und quatschen. Gegen 12.00 Uhr gibt es Mittag. Freiwillige kochen, alle sitzen um den großen Tisch. Ein kurzes Gebet, dann gehen die Gespräche weiter.
Donnerstags ist es weniger quirlig. Beim Home Office von 9.00 bis 14.00 Uhr wird konzentriert gearbeitet. Das WLAN gibt es kostenlos, den Kaffee zum Selbstkostenpreis. Weniger arbeitsam, aber auch eher still ist der feyertag, der Gottesdienst am Sonntagabend. Einmal im Monat wird der Laden dabei zum Ort für Gespräche, Meditation oder kleine Kunstaktionen zum jeweiligen Thema. Er beginnt um 18.15 Uhr mit einem gemeinsamen Essen. Zum Tatort sind alle wieder zu Hause.
Die Menschen, die sich in ihrem Veedelswohnzimmer treffen, bringen sich auch selbst ein. Wie bei den Workshops, die zwei junge Frauen vierzehntägig organisieren. Sie arbeiten mit alten Handwerkstechniken, bedrucken zum Beispiel Stoff. Babybodys und Stofftaschen in ganz persönlichem Design werden dann ins Veedel hinausgetragen. Oder wie die Gruppe, die für große und kleine Menschen alle sechs Wochen die Chaoskirche in der Friedenskirche organisiert. Dabei gibt es Spielstationen und Gedankenreisen, zum Abschluss eine Andacht und das Abendessen an der langen Tafel.
Die beymeister bieten den Menschen neue Formen für kirchliche Inhalte. Damit wollen sie die Gemeindearbeit vor Ort ergänzen und die erreichen, die mit traditionellen Angeboten wenig anfangen können. Deshalb nennen sie sich auch die beymeister: Gemeinsam wollen sie ihr Leben in Mülheim meistern.
Text: Kathrin Reinert,