Mülheimer Gottestracht
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Leihbar – Nachhaltigkeit im Veedel
  
Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Wenn uns etwas fehlte, war es ganz selbstverständlich, dass wir erst einmal bei unseren Nachbarn fragen gingen. Auf dem Dorf kennt man sich, da hilft man sich aus. Wie aber kann ein solcher Leih-Gedanke in der Stadt funktionieren?
  
Wir haben Annika und Rosa zu ihren Plänen befragt. Die beiden sind im frisch gegründeten Verein Leihen und Teilen Köln e. V. aktiv. Die Gruppe will in Köln-Mülheim ein Ladenkonzept entstehen lassen – eine LeihBar soll den Menschen im Veedel die Möglichkeit geben, Alltagsgegenstände wie z. B. eine Bohrmaschine oder ein Bügeleisen kostenfrei auszuleihen.
  
Wie seid ihr auf diesen tollen Gedanken gekommen?
Rosa: Ich habe von Leih-Läden in anderen Städten gehört und fand das Konzept klasse. Leihen und Teilen funktioniert für mich durch nachbarschaftliche Gruppen, z. B. über Social Media, im eigenen Veedel schon ganz gut. Aber einen physischen Ort zu haben, zu dem alle Zugang haben, finde ich eine gute Idee. Auch inspirieren mich Stadtteilbibliotheken: Das Konzept, weniger zu besitzen und trotzdem Zugriff auf so viele Bücher zu haben, das vereint gleich mehrere Aspekte: nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, gesellschaftliche Teilhabe, Begegnung und Miteinander. 
  
Shopping vom Sofa aus war noch nie so einfach wie heute, wir leben in einer Bestell-und-Überfluss-Gesellschaft, die Corona-Jahre haben uns gezeichnet – wir sind auf Distanz gegangen, statt in Gemeinschaft zu denken. Wie wichtig ist euch der soziale Aspekt eurer Idee?
Rosa: Der soziale Aspekt spielt eine große Rolle. Nicht zuletzt deshalb ist es uns so wichtig, die LeihBar zu einem physisch begehbaren Raum zu machen, wo sich Menschen treffen und austauschen können – um kurz zu quatschen, beim Abholen oder Zurückbringen der Leihgegenstände. Vielleicht können auch Veranstaltungen wie ein Repair-Café an einem solchen Begegnungsort stattfinden. 
  
Annika: Uns ist auch der ausgleichende Aspekt sehr wichtig. Einige leben im Überfluss, andere können gerade durch die Krisen der letzten Jahre gar nicht mehr über Anschaffungen nachdenken, haben in ihrem Bekanntenkreis aber vielleicht niemanden in der Nähe, der ihnen etwas ausleihen kann. 
  
Was treibt euch an?
Annika: Wir möchten nicht mehr alles kaufen und besitzen müssen, um es nutzen zu können. In den letzten Jahren sind mir die Umwelt-Auswirkungen des Konsums mehr und mehr bewusst geworden, so dass ich mich inzwischen bei jedem Kauf frage, ob ich es wirklich brauche. 
  
Rosa: Uns treibt die Lust an, die Stadt, in der wir leben, mitzugestalten. Dabei ist es schön, wie viele unterschiedliche Menschen ebenfalls begeistert sind von der Idee und mitmachen wollen. Ich habe selbst große Lust, die LeihBar zu nutzen, sobald sie da ist. So muss ich mir nicht Dinge, die ich selten nutze, für viel Geld direkt anschaffen, sondern kann sie vorher ausprobieren. 
  
Wie wichtig ist euch die Vernetzung im Veedel?
Rosa: Die Vernetzung mit anderen Akteur:innen im Veedel ist sehr wichtig für uns. Zum einen profitieren wir von den Erfahrungen derer, die schon lange in Mülheim aktiv sind: Stößt die Idee einer LeihBar für Mülheim auf Anklang? Zum anderen ist super, wenn durch Hörensagen noch mehr Aktive dazustoßen. Und bei der Raumsuche sind wir für Tipps und Hinweise aus dem Veedel natürlich dankbar. 
  
Annika: Vernetzung ist entscheidend, um bekannt genug zu werden, damit viele Menschen von dem Angebot profitieren können. Wir verstehen nachhaltiger zu leben als Gewinn: Über das Teilen können wir die Menge reduzieren, ohne auf den Nutzen der Gegenstände verzichten zu müssen. Das spart Raum, Geld und Ressourcen. Wir denken auch darüber nach, den Raum selbst zu verleihen, etwa für Treffen oder Workshops. Wir wollen einen echten Mehrwert für Mülheim und seine Menschen schaffen. 
  
Was würdet ihr euch wünschen, was man sich in Zukunft über die Leihbar erzählt?
“Ich bin neu in der Stadt und wohne in einer Einzimmerwohnung, aber durch die Bierbänke und den Grill von der Leihbar konnte ich trotzdem meinen Geburtstag feiern im Hof mit allen meinen Gästen.” 
  
“Ich gehe immer gerne zu den Treffen und bringe mich ein. Es ist schön, neue Leute kennenzulernen und gemeinsam etwas zu bewirken.” 
  
Wie wir gehört haben, seid ihr noch auf der Suche nach einem passenden Ladenlokal.Wie können die interessierten Leser*innen mehr über euch und euer Projekt erfahren? 
Auf unserer Homepage (leihbar-koeln.de) stehen die wichtigsten Infos, unsere Mailadresse und unser Instagram Account @leihbarkoeln. Herzliche Einladung an Interessierte zu unseren offenen Treffen! Die geben wir frühzeitig bekannt auf den besagten Plattformen. 
  
Herzlichen Dank für das Gespräch. Wir wünschen euch ganz viel Glück beim Gelingen dieses Projekts.
Dieses Interview führte Silke Grimm
 

Gruppierungen im Veedel

Kurzprofile der mit der Kirchengemeinde verbundenen Gruppierungen

CAJ (Christliche Arbeiterjugend) Schäl Sick

Jugendzentren

kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands)


 

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