Pfarrnachrichten
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Et Kapellche
Klosterkapelle ist heute Konzertsaal
 
Früher war die Kapelle an der Holsteinstraße in Köln-Mülheim ein Ort der Andacht und des Gebets, heute dient sie den Anwohnern als Kultur- und Nachbarschaftszentrum. Zu verdanken ist das einer Bürgerinitiative, die zur Gründung des quirligen Vereins Et ­Kapellche e.V. führte.  
 
Vor mehr als sechs Jahren wurde in der Kapelle an der Holsteinstraße in Köln-Mülheim noch gebetet. Das sakrale Backsteingebäude gehörte zur Klosteranlage der Redemptoristen, einer kleinen katholischen Ordensgemeinschaft, die damals ihr Domizil auf dem knapp 8.700 qm großen Grundstück direkt neben dem katholischen Friedhof hatte. Doch weil die acht Redemptoristenpatres, die hier zuletzt lebten, Nachwuchsprobleme hatten, wurde beschlossen, die Anlage in Köln-Mülheim aufzugeben. 
 
Im Frühjahr 2014 ging das Areal an die GAG Immobilien AG. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft wollte hier 120 Wohnungen bauen, 84 davon öffentlich gefördert. Nicht nur das Klostergebäude, sondern auch die Kapelle sollte abgerissen werden. So der Plan.
 
Dass die Kapelle, von den Nachbarn liebevoll „Et Kapellche“ genannt, auch heute noch unbeschadet auf ihrem Platz steht, ist einer Bürgerinitiative rund um Simone Kretz zu verdanken. Unter dem Motto „Et Kapellche muss blieve“ setzte sich die Initiative mit viel Herzblut dafür ein, dass wenigstens die Kapelle des 1967 errichteten Gebäudekomplexes erhalten bleibt – als Veedelstreffpunkt und Begegnungsstätte, als Raum für Friedensgebete, Lesungen und andere Veranstaltungen. Mehr als 2.000 Unterschriften sammelten die Aktiven zur Rettung der Kapelle. Und konnten am Ende den GAG-Vorstand überzeugen: Die Umnutzung der Kapelle zum Gemeinschaftsraum und Integration in das neue Wohnquartier floss als Aufgabe in den Architektenwettbewerb ein. 
 
Heute erstrahlt das „Kapellche“ im neuen Glanz – und ist nach einer Renovierung nun Mittelpunkt des 2018 fertiggestellten Neubaukomplexes an der Holsteinstraße, für dessen gelungene Gestaltung die GAG zusammen mit dem Kölner Architekturbüro Lorber Paul im Jahr 2020 den Deutschen Bauherrenpreis erhielt. Erhalt und Umnutzung des sakralen Bauwerks seien „das Ergebnis der intensiven Kooperation zwischen Bauherrin und Anwohnerschaft“.
 
Ausgestattet mit einer Teeküche und sanitären Anlagen bietet die Kapelle seit ihrer feierlichen Eröffnung als Nachbarschafts- und Kulturzentrum im Jahr 2019 Platz für circa 100 Menschen. Für die Nutzung ist jetzt der aus der Bürgerinitiative hervorgegangene Verein „Et Kapellche e.V.“ zuständig. Den Vorsitz hat inzwischen Dirk Weingarten, unter dessen Ägide sich ein quirliges Vereinsleben entwickelt hat. So kann Et Kapellche e.V. ein sehr breit gefächertes Programm für alle Generationen anbieten. Es gibt Friedensgebete und Lesungen für Literaturbegeisterte, regelmäßig werden Filme gezeigt und Spiele- und Mitsingabende organisiert. Ein Nachbarschaftscafé und ein Spieletreff für Kinder stehen nachmittags auf dem Plan, daneben locken Tai-Chi-Kurse sowie Angebote zur Meditation und stillen Einkehr. 
 
Mindestens einmal im Jahr wird zum Zwiebelkuchenfest geladen. 
Zuletzt öffnete der Verein das „Kapellche“ für ein Kammerkonzert des Cellisten Frederick Winterson und der Pianistin Ayaka Kubo, für das er extra einen Flügel gemietet hatte. Für den Vorsitzenden Dirk Weingarten und seine Mitstreiter steht längst fest, dass es nach dem musikalischen Auftakt im Oktober ab kommendem Jahr eine Fortsetzung geben soll – ein erster Entwurf für eine Konzertreihe steht. 
 
Neben den Veranstaltungen, die der Verein aus eigenen Kräften auf die Beine stellt, umfasst das Programm auch Kurse von Drittanbietern. Die Corona-Pandemie bremst derzeit allerdings die meisten Aktivitäten. Während in den vergangenen Monaten viele Veranstaltungen unter den strengen Hygiene-Maßnahmen stattfinden konnten, liegt seit dem neuerlichen Shutdown erst einmal alles brach. Bis auf wenige Ausnahmen. 
 
Dazu gehört die „Suppenküche“ für Obdachlose, eine Initiative, die der Verein erst kürzlich startete, um in diesen harten Zeiten soziales Engagement zu beweisen und die Türen der ehemaligen Klosterkapelle zumindest für die Bedürftigsten geöffnet zu halten. 
 
 
Text: Monika Lungmus

 

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