Im Gespräch mit Gerlinde Linke, ehemalige Kita-Leiterin der Kindertagestätte Liebfrauen
Was macht diesen Übergang für Kinder und Eltern so besonders?
Der Übergang fordert Kinder und Eltern in doppelter Hinsicht – zum einen heißt es Abschied nehmen, und zum anderen heißt es, sich neuen Herausforderungen stellen.
Zum Beginn des letzten Jahres freuen sich die meisten Kinder riesig. Sie wissen, jetzt gehöre ich zu den Großen, endlich bin ich ein Schuki. Schnell erkennen sie jedoch auch, dass dies heißt: Bald muss ich Abschied nehmen von meinen vertrauten Kindergartenfreunden, meinen ErzieherInnen und meiner Kita.
Die Kita hat das Kind sich in den vergangenen drei oder vier Jahren erobert, sie ist ihm sehr vertraut geworden. Die neue Herausforderung heißt nun, ich muss mich auf Neues einlassen – auf den neuen Weg zur Schule, auf das neue Schulgebäude und Schulhof, auf neue Klassenkameraden und auf neue Erwachsene.
Für die Eltern ist das Thema meist verknüpft mit den Gedanken, wie verkraftet mein Kind den Start in das Leben als Schulkind mit seinen Heraus- und Anforderungen? Was braucht mein Kind, damit es seinem ersten Schultag mit Freude und Neugier entgegen sehen kann? Viele Familien (besonders wenn ihr erstes Kind in die Schule kommt) beschäftigt auch die Frage oder Sorge, wie kriegen wir das hin, morgens um Punkt um in der Schule zu sein?
Was brauchen Kinder, um Veränderung zu bewältigen?
Selbstvertrauen, Selbständigkeit und Selbstsicherheit sowie ganz viele Vorfreude und Neugier auf die Schule.
Welche Rolle spielt die KiTa bei der Vorbereitung auf die Schule, und welche Rolle spielen die Eltern?
Für die Kita heißt dies, wir müssen jedes Kind noch einmal ganz besonders in den Blick nehmen, um zu schauen, was das einzelne Kind braucht.
Wie es so schön heißt „das Kind da abholen wo es steht“ – was traut das Kind sich zu? Wie organisiert das Kind sich? Kann es angemessene Arbeitsaufträge selbständig erledigen? Wie reagiert das Kind auf neue /unbekannte Situationen? Hierfür ist der regelmäßige Austausch mit den Eltern über die Einschätzung und Wahrnehmung ihres Kindes mit Blick auf die drei S sehr wichtig.
Gibt es Punkte, die aus ihrer langjährigen Erfahrung in Bezug auf den Übergang von der KiTa zur Schule verändert werden könnten oder sollten?
Was meine Erfahrungen im Zusammenhang mit der Kooperation mit den Grundschulen anbelangt, gibt es schon Optimierungsbedarf. Die Möglichkeiten einer Optimierung werden jedoch dadurch sehr erschwert, dass unsere zukünftigen Schulkinder auf bis zu sechs verschiedene Grundschulen gehen. So konzentrieren wir uns voll auf unsere konzeptionellen
Möglichkeiten. Seit vielen Jahren setzen wir unser Konzept des „Schuki-Treffs“ um. So nennen wir das wöchentliche Treffen aller zukünftigen Schulkinder aus unseren vier Gruppen im letzten Kita-Jahr. So bereiten wir die Kinder gut auf den Übergang von der Kita in die Schule vor. Die Rückmeldungen aller Beteiligten – Kinder, Eltern und ErzieherInnen – mit der Arbeit nach diesem Konzept spiegeln uns eine hohe Zufriedenheit wider – auch wenn beim Abschiedsfest immer viele Tränen fließen.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Dieses Interview führte Reinhard Linke