Liebe Familie Akuoko, zunächst einmal vielen Dank für die Bereitschaft für dieses Gespräch. Sie leben ja nun schon seit 41 Jahren in Deutschland. Was hat sich denn in der Zeit hier für Sie verändert, wenn Sie jetzt einmal zurück blicken?
Der Wiener Platz hat sich total verändert. Er war früher ganz anders. Es gibt jetzt auch ein größeres Ausländerproblem, seitdem Asylbewerber hierher kommen. Früher war es nicht so schlimm, jetzt denken die Leute, jeder, der anders aussieht ist ein Asylbewerber. Jetzt haben wir, die schon so lange hier wohnen, dadurch Probleme.
Welche Berührungspunkte haben Sie denn mit unserer Kirchengemeinde und nehmen Sie an Angeboten der Gemeinde teil?
Ein starker Berührungspunkt ist, dass wir ja hier direkt neben der Kirche (Anm. d. Red.: Herz Jesu
Kirche) wohnen. Es gibt eine hohe Verbundenheit mit der Kirchengemeinde. So helfen wir gerne, wenn Hilfe gebraucht wird. Wir sind immer hier in der Herz Jesu Kirche, und unsere Kinder sind hier getauft und mit zur ersten heiligen Kommunion gegangen.
Ihre ghanaische Gemeinde ist ja als Gastkirche in der Liebfrauenkirche zu Hause. Wie erleben Sie denn die Unterschiede zwischen den Gemeinden?
In unserer Kirchengemeinde haben wir Instrumente, und wir singen. Die Freude ist spürbar. Die Kirchengemeinde von St. Clemens und Mauritius ist total anders. Die Menschen sitzen nur da und hören zu. Für die Kinder, die mitkommen, ist das total langweilig. Bei uns dagegen ist viel Action.
Die Musik gehört zu unserer Tradition in Ghana. Wir tanzen im Gottesdienst – nicht so wie in der
Disco – und es wird rhythmisch geklatscht. Man spürt einfach die Freude der Gottesdienstbesucher.
Wie finden sich Ihre Kinder denn hier in Köln-Mülheim zurecht? Köln wird ja einerseits oft als weltoffen bezeichnet, andererseits erleben wir ja derzeit leider auch deutlich gegenteilige Strömungen.
Also ich fühle mich total wohl hier. Ich bin ja auch hier aufgewachsenen, und schlechte Erfahrungen habe bisher keine gemacht (Cindy). So geht es mir auch. Ich fühle mich sehr wohl hier, und ich kann mir auch gut vorstellen, hier wohnen zu bleiben. OK, der Wiener Platz ist eben so, aber im großen und ganzen ist das hier für mich schon ok (Jeffrey).
Gibt es in unserem Veedel einen Lieblingsort für Ihre Familie?
Das ist eindeutig unten am Rhein, da ist es einfach schön (Anm.d.Red.: Da stimmen alle Familienmitglieder zu).
Leben Sie denn hier und heute noch ihre afrikanischen Traditionen, und wie kommen Sie mit dem Kölner Karneval zurecht?
Der Karneval ist sehr schön. Es macht Freude, die Menschen halten zusammen, trinken zusammen und vergessen die Alltagsprobleme. Unsere Kinder sind hier geboren und mit dem Karneval und der Kölschen Sprache groß geworden.
Unsere ghanaische Tradition pflegen wir zum Beispiel in der Ghana Union (Anm. d. Red.: Eine Ortsgruppe der Union of Ghanaian Associations in Germany(UGAG)), da treffen wir uns einmal im Monat. Hier werden auch Veranstaltungen organisiert, z. B. am Nationalfeiertag Ghanas, dem 6. März, der der Unabhängigkeitstag des Landes ist. Der wird immer gefeiert.
Was würden Sie jemanden mitgeben, der Ihre Heimat Ghana besuchen möchte?
Der Besucher sollte offen für Neues sein (Jeffrey). Wir sind ein offenes Volk, jeder ist willkommen.
Der Regierungssitz und vor allem auch die Strände sollte man sich auf jeden Fall ansehen. In der Mitte von Ghana liegt das Hochland von Aschanti, und das Königshaus sollte man auch besuchen. Der König ist in Ghana sehr wichtig.
Am Anfang des Gesprächs haben wir zurück geblickt. Jetzt wollen wir einmal nach vorne schauen. Gibt es Pläne für Ihre Zukunft und die Zukunft Ihrer Kinder?
Ein Punkt ist, irgendwann mal einen sicheren Job zu haben und die Gesundheit ist natürlich auch ganz wichtig. Eine Familie gründen gehört sicherlich auch dazu (Jeffrey). Wir leben hier mit unseren Kindern und wenn die dann einmal Kinder bekommen, sind wir natürlich auch hier. Hier ist unsere erste Heimat, Ghana ist für uns die zweite Heimat.
Nach Wikipedia werden in Ghana 79 verschiedenen Sprachen und Idiomen gesprochen. Sprechen Sie eine der Sprachen auch zu Hause?
Ja Ashanti ist unsere Sprache. Englisch lernt man in der Schule, aber Ashant ist die Sprache, die wir zu Hause sprechen (Linda).
Zum Abschluss unsere Standardfrage: Es kommt eine gute Fee und Sie haben drei Wünsche frei.
Welche wären das bei Ihnen?
Gesundheit, in Frieden hier in Deutschland zusammen leben und das Glück in der Liebe zu finden
(Jeffrey).
Herzlichen Dank für das Gespräch.
Dieses Interview führte Reinhard Linke