Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das heutige Evangelium ist mindestens schwer verständlich.
Johannes erweckt den Eindruck, als ob Judas, der sich ja eben noch von Jesus die Füße hat waschen lassen und nun zum Mahl mit ihm liegt, bisher keinerlei Gedanken an einen Verrat hatte. Dann gibt Jesus ihm einen Bissen Brot und daraufhin "fuhr der Satan in ihn [Judas]." (V. 27) und der Verrat beginnt.
Es gab in der Kirche lange Zeit den sog. Determinismus, also eine Lehre, die besagt, dass alles, was geschieht, vorher von Gott festgelegt worden ist. Wenn wir das heutige Evangelium lesen, dann scheint es so, als ob Judas die ihm vorbestimmte Rolle erfüllt und das bringt natürlich Schwierigkeiten mit sich. Wenn wir uns nicht selbst zwischen Gut und Böse entscheiden können, sondern Gott sozusagen im Hintergrund die Strippen zieht, dann wären wir nicht mehr als Marionetten, die für ihr Handeln nicht verantwortlich sind.
Das ist aber eben nicht das, was wir glauben, und der Grund dafür ist einleuchtend: Gott liebt uns uns wünscht sich unsere Liebe und Liebe kann nur in Freiheit geschenkt werden, sonst ist es keine Liebe. Wäre Gott der "Große Puppenspieler", dann wäre unsere Existenz lächerlich und nichtig, und genau das sagt Gott nicht!
Ihr P. Thomas