Pfarrnachrichten
advent calendar 11432 1280 Text

Keine Frage, die Pandemie hat die Religionsgemeinschaften schwer getroffen. Es ging ans Eingemachte, und das ist in jeder Religionsgemeinschaft die Feier der Gottesdienste und Feste. Sie sind immer inklusiv: Männer und Frauen durch alle Generationen, Gesunde und Kranke, Gläubige, Suchende und Zweifler … In den Gotteshäusern aller Religionsgemeinschaften soll sich die Verheißung des Propheten erfüllen: „Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker“ (Der Prophet Jesaja 56,7). 
 
Soweit die Theorie. Die Realität sieht anders aus. Im Zugangsbereich der Gotteshäuser gibt es Einlasskontrollen – und was machen mit Ungeimpften? Für jeden Besucher eine separate Bank – und wo bleiben Nähe und Spontanität? Der Chor bleibt zu Hause, die Gemeinde stumm, und der Kirchenmusiker spielt sich die Finger wund, um ein wenig Atmosphäre zu schaffen. Gottesdienst in eine Gemeinschaftsaktion, denn es geht ja gerade um das gemeinsame Gotteslob, um das gemeinsame Eingeständnis der persönlichen Fehlbarkeit, um Stärkung des Individuums durch die Erfahrung von Gemeinschaft, die trägt, aufbaut und motoviert: „Siehe da, da sind auch noch andere, die glauben!“ 
 
Mach´s wie Jesus … Er nahm sich regelmäßig eine Auszeit. Er ließ alles stehen und liegen, wenn es er mit sich selbst wieder ins Reine kommen wollte. Gerade in einer Stresszeit wie augenblicklich ist der (verordnete) Rückzug eine Chance. Vielleicht fällt es Ihnen schwer, den Schnitt zu vollziehen: Handy weg, Termine kappen, Stille tanken – und vor dem lebendigen Gott zu schweigen. Dieses Schweigen können Sie gestalten, indem Sie sich bewegen, zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Das Schweigen vor Gott können Sie füllen mit Malen, Musizieren oder Lesen. Das Schweigen vor Gott können Sie leben: Schreiben Sie Tagebuch, einen immer wieder aufgeschobenen Brief – aber bitte keine SMS, WhatsApp oder Mails. Jeder Rückzug ist immer eine Herausforderung. Erst in der Stille und Weite der Wüste begegnete Jesus seinem größten Widersacher: dem inneren Schweinehund. 
 
Bete mal wieder … Aber bitte ohne Krampf! Selbst den engsten Schülern Jesu wurde das Beten zum Problem. Es waren nicht die fehlenden Worte, die ihnen das Beten madig machten, sondern der Zweifel an die Wirksamkeit des Gebets, der sie innerlich verdorren ließ. Und damit wären wir wieder am Anfang dieses Beitrags. Das gemeinsame Gebet ist immer eine Stütze: Fehlen mir die ureigenen Worte, dann sind andere da, zur Rechten und zur Linken, die stellvertretend für mich einstehen … 
 
Augenblicklich greift die 4. Welle der Pandemie – und die Entscheidungsträger sind mal wieder überrascht über Ausmaß und Verlauf des Pandemiegeschehens. Und auch in den christlichen Kirchen ist man schnell wieder ins Tagesgeschehen zurückgekehrt. Online-Gottesdienste waren kleine Gehversuche. Sie wurden ganz schnell wieder eingestellt, als die Verantwortlichen sahen: Das ist in der Ausführung mit ganz viel Zeitaufwand verbunden! 
 
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht sind Sie zu bewegen, sich an einem spirituellen Online-Projekt zu beteiligen? Dazu zählt der virtuelle Gottesdienst „Sonntags um 11“, der virtuelle Bibelkurs zum Evangelium nach Markus oder die Stille Andacht am Sonntagvormittag. Die Pandemie ist lästig, doch die Verheißung des Propheten ist brandaktuell: Auch Ihre vier Wände können zu einem Bethaus werden; nicht für „alle Völker der Erde“, aber für Suchende an Ihrer Seite. 
Text: Christian Weinhag, Pfr.
  
Fotokredit: farba2014, Quelle: stock.adobe.com


 

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