Pfarrnachrichten
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Im Gespräch mit Frau Battke, Verein "Neues Wohnen im Alter e.V."
 
„Ältere Menschen verbringen vier Fünftel ihrer täglich zur Verfügung stehenden Zeit in der eigenen Wohnung, doppelt so viel wie jüngere Altersgruppen“, ist ein weiteres Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2020, die der Verein seiner Arbeit zu Grunde legt.
Aktuell leben 95% der Senioren in einer selbst genutzten Wohnung, 50 % davon in der eigenen. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Altersgruppe der über 65-Jährigen in den nächsten Jahrzehnten überproportional wachsen wird.“
So stellt der „Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen E.V.“ in einer Studie aus dem Jahr 2020 seinen Aufgaben einige Grundlagen voran.
In unserem Artikel stellen wir den „Verein für neues Wohnen e.V.“ in unserer Stadt vor, der sich der Aufgabe stellt, Menschen ab 50 Jahren zu beraten, wie sie im Alter leben möchten.
 
Guten Tag Frau Battke! Sie arbeiten für den Verein „Neues Wohnen im Alter e.V.“. Was ist die Aufgabe des Vereins?
Der Verein ist seit 1985 aktiv für neue Wohnformen, die auch die Bedürfnisse von Älteren berücksichtigen. Wir wollen das Spektrum der Möglichkeiten erweitern, würdevoll, finanziell tragbar, gemeinschaftlich und selbstbestimmt zu wohnen. Das trägt zur Lebensqualität in dieser Stadt bei. Wir tun dies durch Beratung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit für das Thema und die bereits vorhandenen oder im Entstehen begriffenen Angebote.
 
Wer ist Ihre Zielgruppe? 
Wir sind zunächst einmal für Menschen da, die sich für neue Wohnformen interessieren, die ihre Wohn- und Lebenssituation verändern wollen. Das sind meist Menschen ab 50. Die Mehrzahl der, die unsere Beratung in Anspruch nehmen, ist zwischen 60 und 70, denn diese wollen auch noch selber etwas aufbauen und mitgestalten. Menschen jenseits der 70 suchen oft einfach einen guten Platz zum Wohnen, sind weniger am Gründen eines neuen Projekts interessiert. Oft melden sich aber auch jüngere Angehörige, die eine spannende Alternative zum Heim für einen Elternteil suchen. Wir sind ebenfalls im Gespräch mit Wohnungsbaugesellschaften, fachlichen und regionalen Netzwerken sowie der Stadt Köln, um das Thema neue Wohnformen für Ältere, von und mit Älteren voranzubringen.
Und schließlich wollen wir die gesamte Stadt-Gesellschaft sensibel machen für die Wohn-Bedürfnisse junger wie alter Menschen und ihre vielen guten Ideen dazu, gerade auch der Älteren.
 
Was sind die Wünsche der Interessierten?
Die alten Familienstrukturen funktionieren nur noch teilweise, Tendenz sinkend. Das merken viele mit zunehmendem Alter.
Die „jüngeren Älteren“, die 50 – 70jährigen suchen meist „Wohn-Freunde“, wollen autonom und selbstbestimmt leben, suchen eine Wohnsituation, in der sie eine gute Balance aus Rückzug und Geselligkeit haben. Hier bringen wir Interessierte zusammen, ernüchtern aber auch, wo die Erwartungen zu idyllisch sind. 
Die Bedürfnisse der meisten Interessierten aus der älteren Generation – ab 75 – lassen sich so auf den Punkt bringen: „Nicht allein und nicht ins Heim“. Wir zeigen auf: Was gibt es hier noch für Möglichkeiten? Passt Mehrgenerationen-Wohnen, eine reine Alten-WG oder ist doch eher betreutes Wohnen oder eine Wohnpflegegemeinschaft angesagt?
 
Was für Wohnformen gibt es?
Wir haben in Köln zum Beispiel eine Reihe von Mehrgenerationen-Wohnprojekten, die ausdrücklich wert darauf legen, dass Jüngere und Ältere zusammen leben und sich gegenseitig unterstützen. Da, wo es gut klappt, freuen die Älteren sich am Kinderhüten oder Kochen für junge Familien, die Jüngeren nehmen die Älteren gerne mal mit zum Einkaufen oder helfen ihnen bei technischen Problemen. Man kann sich diese und weitere Projekte in der Wohnprojektebörse auf unserer Internetseite ansehen: https://www.nwia.de 
 
Was wünschen Sie sich von der Politik? 
Der Verein ist Mitglied im Kölner Mehr-als-Wohnen-Bündnis und trägt dessen Forderungen mit. Unter anderem wünschen wir uns ein klares Gegenüber bei der Stadt für das Thema neue Wohnformen, Ansprechpartner*innen mit Kompetenz, Ausstattung und Entscheidungsbefugnissen.
Auch hätten wir gerne ein handfestes Signal der Politik, dass gemeinschaftliche Wohnformen ausdrücklich unterstützt werden – zum Beispiel durch bessere Rahmenbedingungen für Bau- und Wohn-Projekte. Dann wird es auch mehr Projekte geben und die Vielfalt der Wohnformen wächst. 
Die vorhandenen zivilgesellschaftlichen Strukturen sollte die Politik stärken und besser ausstatten. Denn die engagierten Bürger*innen, die sich schon lange um diese Themen kümmern, haben die praktische Erfahrung und sind näher dran an den Leuten. 
Der Verein wird seit 2019 mit einer halben Stelle und Sachkosten von der Stadt finanziert. Die halbe Personalstelle besetzt Frau Battke.
 
Vielen Dank für das Interview.
 
Dieses Interview führte Wolfgang Obermann
Foto: iracosma, (Quelle: stock.adobe.com)

Seniorenangebote

Kontaktdaten

Verantwortlicher Ansprechpartner:
Pater Thomas Lüersmann

Pastoralteam Pater Thomas 250

 thomas.lueersmann@erzbistum-koeln.de

 0221/6470816


 

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