Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Jesus beruft einen Zöllner und isst mit ihm – so weit, so bekannt. Es läge nun nahe, über die soziale Ächtung von Zöllnern zu schreiben, darüber, wie sie das Hl. Land und den Bund mit Gott verrieten, indem sie für die Römer den Zoll bzw. die Steuern eintrieben und daher bei den frommen Juden grundlegend verhasst waren. Allerdings befand sich Jesus wohl eher in Galiläa, einer Gegend, die durch Handel und kulturellen Austausch eine verhältnismäßig offene Sicht auf religiöse Angelegenheiten hatte.
Wir können durchaus vermuten, dass eine kleine aber lautstarke Minderheit von Schriftgelehrten und Pharisäern protestiert hat, wir können aber auch vermuten, dass viele, vielleicht sogar die meisten Menschen, eher mit Interesse zur Kenntnis genommen haben, dass Levi nun zum Jünger Jesu geworden ist.
Für Levi selbst war es sicherlich ein Erweckungserlebnis der besonderen Art, ein frommer Wanderprediger – so wurde Jesus gesehen – kam in sein Haus, und das hat sein Leben auf den Kopf gestellt. Lassen Sie es mich polemisch formulieren: Was wohl passieren würde, wenn fromme Christen sich denen zuwenden, die es nicht erwarten?
Ihr
Pater Thomas